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29.09.15 –
Grünen-Info-Veranstaltung zur 380 kV-Stromtrasse:
Auch bislang nicht voruntersuchte Korridor-Varianten sollten in weitere Planungen eingehen
Gut besucht war die Informationsveranstaltung der Artland-Grünen über die geplante 380 kV-Stromtrasse von Conneforde nach Merzen.
Bernhard Heidrich vom Amt für Regionale Landesentwicklung aus Oldenburg stellte den aktuellen Stand des Verfahrens sowie den weiteren genehmigungsrechtlichen Ablauf vor. Dabei erläuterte er die Trassenkorridore von Conneforde bis nach Cloppenburg und von Cloppenburg bis nach Merzen. Die geplante Umspannungsanlage in Merzen sowie die Größendimensionen der Masten und die Möglichkeiten einer erdverlegten Stromtrasse waren ebenfalls Bestandteil des Vortrags.
Herr Heidrich wies besonders darauf hin, dass die vom Netzbetreiber Amprion bislang voruntersuchten Trassenkorridore A, B, C und D zunächst nur Vorschläge sind. Dabei würden die Korridore A, B und C, die sämtlich durch das Artland führten, von Amprion favorisiert während die Variante D (entlang der A 1) aus Sicht von Amprion ungünstiger (länger, teurer) sei.
Die Entscheidung, welche Korridore näher zu untersuchen sind, liegt allerdings beim Amt für Regionale Landesentwicklung (ARL), das dabei alle Eingaben von Gemeinden und anderen Trägern öffentlicher Belange berücksichtigt. Nach Fertigstellung der Antragsunterlagen wird das Raumordnungsverfahren eingeleitet. Dann können nicht nur Behörden sondern auch alle Bürgerinnen und Bürger eine Stellungnahme abgeben. Das ARL wägt am Ende des Raumordnungsverfahrens alle Belange ab und legt in der Landesplanerischen Feststellung den konfliktärmsten Trassenverlauf fest. Dies kann eine der bereits voruntersuchten Varianten oder ggfs. auch ein neu entwickelter Verlauf sein.
In der anschließenden Diskussion entfachte sich eine angeregte Debatte über die Trassenkorridore, über Freileitungen oder erdverlegte Leitungsführungen, die Mindestabstände zu Gebäuden und eventuelle gesundheitliche Auswirkungen der Stromtrassen.
Andreas Henemann, Sprecher der Artland-Grünen präferierte den Trassenkorridor D entlang der Autobahn als konfliktärmste Variante und zwar schon in Oldenburg an der A 29 beginnend und weiterführend an der A 1 bis zum südlichen Verknüpfungspunkt. Auch wenn zwei verschiedene Netzbetreiber zuständig seien, dürfe man die zwei Teilstrecken (Conneforde / Cloppenburg und Cloppenburg / Merzen) hinsichtlich des günstigsten Trassenverlaufs nicht isoliert betrachten. Erst in der Gesamtschau eröffne sich der Blick auf die beste Alternative, selbst wenn diese etwas länger und teurer würde.
Außerdem forderten die Artland-Grünen eine erdverlegte Stromtrasse, die von den Veranstaltungsteilnehmern ebenfalls favorisiert wurde. Im Artland stellen nämlich über 600 komplette Bauernhof-Fachwerkanlagen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, von denen über 100 unter Denkmalschutz stehen, eingebettet in eine typisch landwirtschaftlich geprägte Parklandschaft den „Kulturschatz Artland“ dar, ein einmaliges Zeugnis der ländlichen Baukultur in Nordwesteuropa. Ein so bedeutsames und schützenswertes kulturhistorisches Erbe dürfe nicht mit einer Stromtrasse dieser Größenordnung belastet werden.
Andreas Henemann wies schließlich noch darauf hin, dass fälschlicherweise die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Windenergie, oftmals allein für die erforderlichen Neubauten von 380 kV-Stromtrassen verantwortlich gemacht würde. Doch ebenso viel trügen die schlecht regelbaren Atom- und Kohlekraftwerke sowie die Stromtransferleistungen in und aus anderen Ländern zu den Netzüberlastungen bei. Bei konsequenter dezentraler Stromerzeugung und –speicherung aus erneuerbaren Energien sowie dezentralem Stromverbrauch seien nämlich etliche 380 kV-Höchstspannungsleitungen überflüssig. Abschließend wies Herr Heidrich noch darauf hin, dass unter der Website www.380kv-CCM.niedersachsen.de alle Karten, Protokolle und Neuigkeiten zum Verfahrensstand aufgerufen werden könnten.
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